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Auf der Carretera Austral

Autorenbild: ubachofnerubachofner

Über den südlichsten Grenzübergang zwischen Argentinien und Chile, den Paso Roballos erreichten wir über eine wunderschöne Piste die Grenze zwischen den beiden Ländern. Der argentinische Grenzposten bestand aus einer Holzhütte und einem Grenzbeamten. Die Computertechnik hat dort noch nicht Einzug gehalten, alles wird von Hand ausgefüllt, Pässe gestempelt und das Papier für die temporäre Fahrzeugeinfuhr gestempelt. Der technische Fortschritt manifestierte sich in Form eines Telefons mit ca. 3 Meter Schnur. Nach 10 Minuten konnten wir die Grenze passieren und fuhren 15km durchs Nomansland zur chilenischen Station, die durch das Militär betrieben wird. Hier hatte der Fortschritt doch Einzug gehalten, PC standen herum, trotzdem waren Papiere auszufüllen, aber nach 30 Minuten war alles erledigt und auch dieser Schlagbaum öffnete sich. Durch den Paragonia Nationalpark ging’s 60km durch das Tal herunter, bis wir schliesslich auf die Routa 7 oder Carretera Austral trafen. Mit dem Bau der Strasse wurde erst 1976 unter der Diktatur Pinochets begonnen um den äussersten Süden zu erschliessen, der bis dahin nur mit Schiff oder Flugzeug erreichbar war. Die Gegend ist äusserst dünn besiedelt, weniger als ein Mensch pro qkm leben dort. Der Bau der Strasse diente wohl nicht den wenigen Menschen, vielmehr waren wohl militärische Überlegungen der Grund, damit Grenzansprüche gegenüber Argentinien gesichert werden konnten. Wie auch immer, die Carretera gilt zurecht als eine der schönsten Fernstrassen der Welt und führt über 1300km von Puerto Mont nach Villa O‘Higgins, teilweise ist sie asphaltiert, grösstenteils aber ist sie aus Schotter und führt durch atemberaubende Landschaften. Campen kann man überall, direkt an glasklaren Flüssen oder türkisfarbenen Seen.



In Cochrane, einem zentralen Hauptort an der CA trafen wir zufällig Irene und Hans, die wir in Montevideo beim Abholen des Toyos erstmals kennenlernen haben. Spontan beschlossen wir, Weihnachten zusammen zu verbringen und verabredeten uns für den 23. Dezember auf dem Camping Aquasol in Cochrane. Vorerst bewegten wir uns aber weiter südlich und besuchten Tortel, einem ehemaligen Fischerdorf, welches auf Stelzen gebaut ist und durch unzählige steile Treppen verbunden ist. An wunderschönen Wildcamps übernachteten wir und machten uns langsam zurück Richtung Cochrane, erledigten die notwendigen Weihnachtseinkäufe, Irene und Hans waren auch schon da und wir quartierten uns auf dem Campingplatz Aquasol ein. Eine Hütte mit Holz- und Gasherd und Tisch und Bänke versprach gemütliche und windfreie Abende. Der Rio Cochrane, der sich glasklar präsentierte lud zum Fischen ein, prompt fingen wir auch einige schöne Forellen, meine Grösste war stolze 47cm lang (nicht der Abstand zwischen den Augen) und schmeckten hervorragend. An Weihnachten gab es zur Vorspeise wie gesagt Forellen und als Hauptgang eine langsam gegrillte Lammkeule. Dazu einige Gläser chilenischen Rotwein, herrlich.



Entlang des Rio Baker ging es weiter auf der staubigen Wellblechpiste Richtung Norden an den Lake General Carerra bis nach Puerto Tranquillo. Hier sind die berühmten Marmorhöhlen, die nur mit dem Boot und einem Touranbieter besichtigt werden können. Bei für Patagonien unüblichem Wetter, nämlich strahlender Sonnenschein und absolut windstill, buchten wir eine 1 1/2 Stündige Tour bei einem der zahlreichen Anbieter der uns mit einem PS starken Motorboot zu den wunderschönen Marmorhöhlen brachte. Eindrückliche Höhlen und Felsformationen konnten wir während der Fahrt sehen, das Wasser war glasklar und die Abendstimmung war wirklich toll. An nächsten Morgen war das Wetter wieder patagonisch, Wind und eine starke Bewölkung verhiessen nichts Gutes. Trotzdem nahmen wir die 90km lange Piste unter die Räder und fuhren in Richtung Bahia Exploradores. Hier mündet der Rio Exploradores ins Meer und hier starten auch Bootstouren für Gletscherbesichtigungen. Die Fahrt durch das enge Tal mit zahlreichen Seen und Flüssen wurde uns empfohlen und es war wirklich trotz des schlechten Wetters ein Highlight, die enge Brücke fast am Ende des Tracks war mit 2.5 Meter maximale Durchfahrtshöhe angegeben, die Breite war mit 2.4 Meter auch am Limit, aber es hat grad so gepasst. Der Regenwald ist unglaublich dicht, vieles blüht momentan, die Sicht auf die zahlreichen Gletscher blieb uns jedoch infolge der tiefhängenden Wolken verwehrt. Auch auf die Bootsfahrt haben wir infolge der Wolkenverhangenen Berge verzichtet. Silvester verbrachten wir in Puerto Tranquilo auf einem sehr heruntergekommenen Campingplatz, die Idee war dass wir zu Fuss in ein Restaurant gehen können um ein Silvestermenü zu geniessen. Fehlanzeige. Das laut Tripadviser beste Restaurant war geschlossen, das zweitbeste war offen , jedoch war das Essen unter Nahrungsaufnahme zu verbuchen, mein Filet war Mui Duro was zu deutsch zäh wie „Händscheläder“ heisst. Wenigstens der Wein war ok und die restliche Silvesternacht vebrachten wir gemütlich im Toyo. Schon seit einiger Zeit machte sich beim Toyo ein Wackelkontakt am Batteriehauptschalter bemerkbar, in Coyhaique fanden wir dann eine Werkstatt, die uns den Schalter für 50.- ersetzte. Durch wunderschöne Landchaften ging es weiter Richtung Norden, plötzlich kam uns ein gelber Iveco mit Nidwalder Kennzeichen entgegen, es warenToni und Nelly, die beiden haben wir 2020 während COVID im Binntal getroffen. Spontan haben wir uns an einem schönen Plätzchen an einem Fluss niedergelassen und den Abend zusammen verbracht. Wir waren schon länger in Kontakt mit Ruth und Walter Odermatt, die beiden sind unterwegs nach Ushuaia und wir verabredeten uns an einem wunderbaren Spot direkt an einem Fluss, wo wir alle 2 wunderschöne Tage verbrachten. Frisch gefangene Forellen und als Highlight ein von Walter frisch gebackener 3 Königskuchen am 6. Januar waren die kulinarischen Höhepunkte. Wer die Reisen von Ruth und Walter verfolgen möchte, findet die interessante Homepage reisevirus.info.



Es war noch ein weiter Weg bis nach Puerto Montt, wo die Carretera Autral nach über 1300km ihr Ende findet. Die Strasse ist nicht durchgehend, wir mussten oder durften noch 3 Fähren nehmen, die uns bei schönstem Wetter durch die Fiorde brachten. Zahlreiche Lachs- und Muschelfarmen in den Fiorden säumten den Weg, Chile ist mit 180’000 Tonnen nach Norwegen der grösste Lachsproduzent. In Puerto Mont angekommen erlebten wir einen kleinen Kulturschock, seit Wochen sahen wir wieder Hochhäuser, grosse Supermärkte und viele Autos. Das bisher kümmerliche Angebot an Gemüse und Früchten wich einem üppigen Angebot von allem. Was in der Gegend auch im Angebot ist, sind die Tabanos. Nein, das ist kein Gemüse oder Früchte, das ist eine Art Pferdebremse, goss und laut und die Biester stechen. Allerdings sind die Brummer die phänomenale Reaktionszeit eines Schweizers nicht gewohnt und lassen sich leicht massakrieren. Auf dem Campingplatz in Purto Mont traffen wir Marisa und Roli, die beiden St. Galler sind auch mit einem Landcruiser unterwegs. Da in PM laut IOverlander ein Landcruiser Spezialist sein sollte, beschlossen wir hier die Räder zu rotieren und das Fahrwerk abzuschmieren, die Jungs machten einen guten Job und mit 80 US$ auch noch zu einem vernünftigen Preis.



Unsere Reise wird uns dann weiter in die Seenregion mit den zahlreichen Vulkanen führen, mehr dazu dann im nächsten Bericht. Wir wünschen allen einen guten Start ins 2025 und danken fürs Mitlesen.

 
 
 

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