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Bolivien

  • Autorenbild: ubachofner
    ubachofner
  • 13. Dez.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Nun ging’s wieder mal an einen Grenzübertritt, wir waren relativ früh an der Grenze zu Bolivien. Die Ausreise aus Brasilien war relativ schnell erledigt, TIP für das Auto ausgestempelt und ausnahmsweise erhielt ich ein gestempeltes Formular als Beleg zurück. Sonst musste ich bisher immer ein Foto machen, vermutlich war Papier limitiert. Wir haben ja von anderen Reisenden gehört und auch gelesen, dass in Bolivien Dieselknappheit herrscht, so haben wir in Brasilien noch beide Tanks gefüllt und sind nun mit 240 Liter für etwas 1600km versorgt.

Mit einem Zwischenstopp in Aguas Callientes, hier gabs tatsächlichächlich einen Fluss, dessen Temperatur 35 Grad Celsius beträgt. Ich liess es mir nicht nehmen, einen Spung ins heisse Nass zu wagen, allerdings ist ein Bad in so warmem Wasser bei Temperaturen von 40 Grad nicht gerade das, was Mann unbedingt braucht. Anyway, wir verbrachten ein unangenehme Nacht dort, es hatte wieder Millionen von den lästigen Blutsauger, die blöden Viecher haben vor allem mich attackiert. Unterwegs gönnten wir uns noch ein feines Mittagessen in einem kleinen Kaff, das sage und schreibe 6.- gekostet hat und gar nicht mal so schlecht war. Auf dem Weg nach Santa Cruz haben wir spasseshalber an jeder Tankstelle einen Stopp gemacht und nach Diesel. No hay Diesel war immer die Antwort. Wir verstanden das Prozedere noch nicht ganz, aber kommt Zeit kommt Rat. Auf dem Weg nach Santa Cruz haben wir noch die 200’000 km Marke beim Toyo geknackt, hoffentlich läuft er auch nächste 200tausend so problemlos. Mangels sicheren Stellplätzen in Santa Cruz haben wir uns in einem schönen Boutique Hotel mitten in der Altstadt einquartiert, der Toyo hatte knapp Platz auf dem Hotelparkplatz. Auf dem IOverlander fand ich nach langen Suchen einen Kontakt mit einer WhatsApp Nummer, mit Google Translate fragte ich an ob sie Diesel hätten und bekam postwendend Antwort, wieviel ich denn brauche. So um die 100 Liter, kein Problem, wohin sollen wir liefern? Ins Hotel wenn’s geht, kein Problem meinten sie und so kam ein Pickup mit 5 x 20 Liter Plastikbidon, die auf dem Parkplatz in den Toyo eingefüllt wurden.



Nachdem wir nun genug Diesel für weiter 1600km an Bord hatten, konnten wir uns nun auf den weiten Weg nach Sucre machen, die wohl schönste Stadt in Bolivien. Einen 2 Tagesstopp auf 1700 Meter legten wir in einem schönen Städchen namens Samaipata ein, eine Art Kurort mit angenehmen Klima wo viele Cruzeiros, so werden die Bewohner von Santa Cruz genannt, das Wochenende verbringen. Da wir uns später im Altiplano auf Höhen von 4-5000 Metern verbringen werden, ist eine Aklimatisierung wichtig. Wir fanden einen wunderbaren Campingplatz in Walking Distance zum Dorf, der neben guten Sanitären Anlagen auch ein hervorragendes Restaurant hatte. Es hatte noch einen weiteren Overlander dort, ein holländisches Paar, die mit einem Fuso Canter die Panamericana bereisen. Mit Ingrid und Branko verbrachten wir einen lustigen Abend und tauschten Informationen aus, die beiden kamen aus La Paz und fahren dann weiter südlich. Für den weiteren Weg nach Sucre suchten wir uns eine Route auf Nebenstrassen aus, damit der Toyo nach viel Asphalt auch wieder mal etwas Schotter unter die Räder bekam. Auf der Ruta del Che folgten wir den Spuren von Che Guevara, dem je nach Ansichtsweise Volksheld oder Terroristen. Bis nach La Higuera fuhren wir auf dieser abenteuerlichen Route und übernachteten in dem Dorf, wo Che Guevera 1967 von der bolivianischen Armee umzingelt wurde. Schwerverletzt wurde er gefangen genommen und schliesslich von einem Armeeangehörigen auf Befehl vom damaligen bolivianischen Präsidenten erschossen wurde. Dies obwohl damals die Todesstrafe in Bolivien verboten war! Am nächsten Tag lagen weitere 130km abenteuerliche Piste vor uns, die uns in einer wahren Berg und Talfahrt durch die wunderschönen Nebelwälder der Yungas, über steppenähnliche Halbwüsten in Richtung Sucre führte. Die Fahrt war sehr einsam, aber etwas vom schönsten, dass wir bisher in Südamerika gefahren sind.

Am späteren Abend erreichten wir schliesslich Sucre, natürlich mitten im Feierabendverkehr und fanden schliesslich unser Camp, welches sich mitten in der Stadt und nur 5 Minuten zu Fuss von der Plaza de 25. Mayo befindet, dem Hauptlatz der wunderschönen Stadt. Sucre liegt auf 2800 Meter und hier wollen wir nun drei Tage verbringen und uns die Sehenswürdigkeiten zu Gemüte führen und den Aklimatisierungsprozess weiterführen.


Sucre ist eine wunderbare, quirlige und farbige Stadt mit etwas über 300‘000. Einwohner. Zahlreiche Restaurants und Cafés säumen das historische Zentrum um die Placa del 25. Mayo. In Sucre wurde auch die Erste Universität Boliviens gegründet und beherbergt zahlreiche weitere Unis und Schulen. Der einzige Nachteil ist das Verkehrsgewühl, es herrscht praktisch immer Stau in den engen Strassen. Als fussgängerfreundlich kann die Stadt beim besten Willen nicht bezeichnet werden, überall muss man aufpassen das man nicht überfahren wird. Zudem kommt, die meisten Autos die hier fahren sind uralt, wie auch die Dutzenden Collectivos wie die Minibusse hier genannt werden. Deren Auspuff Anlagen befinden sich etwas über Kopfhöhe, so dass man die Abgase direkt in die Nase geliefert bekommt. Aber das war‘s auch schon mit Jammern, die Stadt ist wirklich toll und wir haben Bolivien in unser Herz geschlossen. Wir haben einen wunderbaren Stellplatz 5 Minuten zu Fuss vom Zentrum gefunden, die Besitzerin Carolina ist sowas von herzlich und hilfsbereit, das war unglaublich. Sie hilft bei allem, sei es Diesel organisieren, Wäsche Service bestellen, Restaurant Empfehlungen und vieles mehr. Apropos Restaurant, auf Empfehlung von Carolina besuchten wir das Restaurant Solar, soll eines der besten in Sucre sein. Es gibt nur ein Menü, einen 7 Gänger mit allen Zutaten aus Bolivien. Es war eine Genuss, der Schock kam mit der Rechnung, gekostet hat das himmlische Mahl ganze CHF 15.- pro Person. Dazu kam noch ein ausgezeichneter bolivianischen Rotwein, der hat dann noch mit 21.- CHF zu Buche geschlagen. Unglaublich.



Nach vier genussvollen Tagen in Sucre ging es weiter nach Potosí, mit über 4000 Meter über Meer die höchstgelegene Stadt der Welt. Potosi galt lange als die reichste Stadt der Welt, es wurde hier massiv Silber abgebaut. Noch heute wird in dem Berg Silber und Zinn abgebaut, allerdings nicht mehr in ergiebigen Massen. Man könnte eine Besichtigung der Minen aber es werden Kinder in die engen Minengänge geschickt und die Menschen arbeiten unter aller erbärmlichsten Bedingungen. Diese Art Tourismus ist nicht unsere Art und wir haben Potosi schnell wieder verlassen und sind auf Höhen von 3700 - 4000 Meter unserem nächsten Ziel Uyuni schnell näher gekommen. Uyuni liegt auf 3670 Meter und wir fühlen uns beide dank der Aklimatisierungshase pudelwohl. Den Salar Uyuni ist der grösste Salzsee der Welt und hat eine Fläche von 12’000qkm. Man darf ihn befahren, es gibt diverse Punkte die angesteuert werden können. Es ist aber immer Vorsicht geboten, die Gefahr eines Einbruchs ist immer vorhanden. Wir liessen es uns natürlich nicht nehmen, den riesigen Salzsee zu befahren uns fuhren einige der Highlighs an. Es waren viele Tourguides mit Kunden unterwegs, zahlreiche Autos waren unterwegs, alles Landcruiser die sich aber auf der riesigen Fläche verteilen so dass nie ein Dichteststress aufkam. Nach der herumblocherei auf dem Salar war der Toyo nahe einer Salzskulpur und musste gründlichst gereinigt werden. In Uyuni gibt es zahlreiche Autowäschereien, jeder Tourguide fährt nach einer Salartour eine solche an, ansonsten wären die Autos wohl im Nu weggerostet. Der Besuch des grossen Eisenbahnfriedhofes musste auch sein, zahlreiche alte Dampflokomotiven und Waggons rosten dort seit Jahrzehnten still und leise vor sich hin. Wir buchten dann noch eine Sunsettour bei einem der zahlreichen Anbieter, da dabei der nasse Teil, d.h. es sind etwa 10-20 Centimeter Wasser auf der Oberfläche des Salars besucht wird. Dies wollten wir unserem Toyo nicht zumuten. Der Sonnenuntergang war wirklich beeindruckend und unglaublich schön.



Unser Fahrer schoss noch einige lustige Bilder und gab uns nebenbei den Tipp, seine Geburtsstadt Tupiza zu besuchen, die etwa 200km südlich von Uyuni liegt. Haben wir auch gemacht und wurden nicht enttäuscht, die Canyons und Felsformationen sind wirklich beeindruckend und stehen den Pendants in den USA in keiner Weise nach und sind erst noch kostenlos zu besichtigen. Wie es uns auf dem Weg weiter nördlich ergangen ist erfahrt ihr im nächsten Bericht. Wir wünschen eine schöne Vorweihnachtliche Zeit und bis bald.





 
 
 

2 Kommentare

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Monika
vor 5 Tagen

Wie immer sehr spannend und unterhaltsam zu Lesen was ihr auf eurer Reise alles erlebt!

Wir wünschen euch im fernen Südamerika eine schöne Adventszeit, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins 2026! Bleibt gesund und unternehmungslustig🤩

Lieber Gruss Monika und Jon

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Märsu
vor 6 Tagen
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Che Guevara war in meiner Teenie Zeit als Poster in jedem Kinderzimmer …. Bolivianischer Rotwein … interessant. Hebets guet 👍

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