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Iguaçu Fälle, Mato Grosso du Sul und das Pantanal

  • Autorenbild: ubachofner
    ubachofner
  • 23. Nov.
  • 4 Min. Lesezeit

Florianopolis oder von den Einheimischen kurz Floripa genannt war im Reiseführer als schöne Küstenstadt beschrieben, entpuppte sich aber als Grossstadt mit entsprechendem Verkehrschaos. Die änderte sich schlagartig, als wir die Insel St. Catharine erreichten. Malerische Dörfer und zahlreiche herrliche Sandstrände kamen ins Bild und unsere Laune besserte sich langsam, nur das Wetter blieb vorerst bescheiden. Ein Camp zu finden war eine Sache für sich, der Erste Platz den wir ansteuerten nannte sich vollmundig Floripa Glamping, entpuppte sich aber als eingemauerter Betonparkplatz, wir verliessen den Platz subito. Die anderen Plätze entpuppten sich als nicht viel besser, zum Teil sehr ungepflegt und teuer. Notgedrungen suchten wir einen Platz auf einem zugegebenermassen schönen „Estacionemete“ zu deutsch Parkplatz, der direkt an einem schönen Strand gelegen war. Der Besitzer wollte uns 150 Reais abknöpfen, das ist etwa dreimal so teuer wie ein Camping. Wir einigten uns auf 100.-, die angepriesenen WC und Duschen waren unzumutbar, aber Gottseidank haben wir ja alles im Toyo für solche Fälle. Ursi hatte eine schlimme Infektion am Zahnfleisch eingefangen, ein Zahnarztbesuch wurde nötig und Tante Google sei Dank war ein solcher auch schnell gefunden und für Montag ein Termin abgemacht. Die Praxis im Zentrum von Florianopolis haben wir auch problemlos gefunden, allerdings war es etwas mühsam mit dem Toyo in den engen Strassen zu fahren, zumal die gefühlt hunderte von Topes (Schwellen in der Fahrbahn) sowie die aggressiven Mopedfahrer ein gesittetes Vorwärtskommen erheblich erschwerten. Die Infektion wurde behandelt, zur Sicherheit noch ein Röntgen gemacht. Der nächste Stellplatz war perfekt, von dort aus erkundeten wir die wunderschönen Strände und Dörfchen der Insel St. Catharina . Bekannt ist die Insel auch für ihre Austern, wir liessen uns es nicht nehmen, die Köstlichkeiten zu probieren und wurden nicht enttäuscht. Auch der brasilianische Chardonnay schmeckte hervorragend.

Wäsche waschen war auch angesagt, Wäschereien wie in Chile gibt’s nicht also ging’s ab in einen Waschsalon, wo wir eine gemütliche Stunde verbrachten beim zuschauen.


Es war noch ein langer Weg zu den Iguasu Falls, wir teilten den Trip in drei Etappen auf. Die Erste Etappe führte uns nach Urubici, eine tolle Strecke die auch bei brasilianischen Motorradfahrer sehr bekannt zu sein scheint. Urubici ist die kälteste Stadt, bzw. Dorf Brasiliens. Im Winter fällt hier Schnee, im Sommer eine Feriendestination für Wanderer und Abenteuerlustige Freaks. Man kann hier alle Arten von Adrenalin fördernde Aktivitäten unternehmen wie z.B Fahrradfahren auf einem Drahtseil, dies quer über eine Schlucht, es geht nur etwa 200 Meter in die Tiefe. Das in Brasilien auch Wein angebaut wird, war uns nicht geläufig und so besuchten wir ein Weingut und genossen einige gute Weine und einen kleinen Lunch. Ansonsten beeindruckt das Gebiet mit zahlreichen Wasserfällen und schöne Gebirgsformationen. Die zweite Nacht verbrachten wir in einem Camp direkt an einem Fluss, die Besitzerin warnte uns noch von starken Regenfällen und Gewitter und in der Tat, es schüttete wie aus riesigen Kübeln, teils mit Hagel vermischt. Am folgenden Tag durchquerten wir kurz nach dem Camping ein Gebiet, ganze Waldstücke waren wegrasiert, Lastwagen lagen im Strassengraben. Wie wir etwas später erfuhren, war ein massiver Tornado mit zerstörerischer Wucht über das Gebiet gerast und hat Tod und Verderben hinterlassen. Wir waren extrem froh, dass wir am Vortag nicht mehr weitergefahren sind und so nur noch die Ausläufer des Tornados erlebt haben. Iguasu erreichten wir bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen um die 30 Grad. Es gibt einen coolen Campingplatz, die Fälle bzw. der Eingang ist zu Fuss erreichbar wie auch der Bird Park, der seines Zeichen der grösste in ganz Südamerika ist. Die Iguasu Fälle sind gigantisch, sie erstrecken sich über eine Breite von 2.7 km, je nach Wasserstand bis zu 250 Katarakte mit einer maximalen Fallhöhe von 85 Meter. Über 20‘000m3 pro Sekunde Wasser ergiessen sich in die Tiefe, ein eindrückliches Schauspiel das sich über ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen hervorragend erkunden lässt. Die Fälle lassen sich von der brasilianischen wie auch von der argentinischen Seite her erkunden, wir beschränkten uns auf die brasilianische Seite, zumal hier die Eintrittspreise wesentlich moderater sind als in Argentinien.



Das anfänglich sehr schöne Wetter verschlechterte sich zusehends, bei der Weiterfahrt fing es wieder an zu schütten und begleitete uns den ganzen Tag auf der Fahrt durch endlose Sojafelder, die ganze Gegend war voll davon. Die Felder sind gigantisch, Brasilien ist mit 163 Mio. Tonnen jährlich der grösste Sojaproduzent der Welt, mit all den problematischen Begleiterscheinungen wie Abholzung der Regenwälder, Glyphosat als Unkrautvertilger und ausgeprägte Monokulturen. Nach einer weiteren langweiligen Tagesetappe durch Soja Felder erreichten wir den riesigen Rio Paraná, den wir über mehrere Brücken überquerten und erreichten schliesslich den Bundesstaat Mato Gross do Sul. Zuerst dachten wir, endlich weg von diesen Sojakulturen, aber nach einer kurzen Fahrt durch ein Naturschutzgebiet waren sie wieder da, diese Sojafelder, zwischendurch abgelöst von Zuckerrohrplantagen. Die wenigen Reste von Urwald und Steppe die wir noch sahen, lassen erahnen wie das früher hier ausgesehen hat. Nach den langweiligen und monotonen fast 900km Fahrt durch diese Ödnis erreichten wir schliesslich das Pantanal, das grösste Feuchtgebiet der Welt und die Kleinstadt Bonito. Der Regen liess schliesslich nach und wir fanden ein Camp direkt am glasklaren Rio Formosa. Es war so schön dass wir gleich 3 Tage blieben und uns von der Fahrerei erholten und die Zeit mit Baden und Nichtstun genossen.



Eine schöne Offroadstrecke im Pantanal fanden wir in der Estrada Parque, die uns über 73 teils klapperige Holzbrücken über 120km bis nach Corumba führte. Eine Übernachtung machten wir in der Jungle Lodge, die auch Camping anbot. Hier wurden verschiedene Ausflüge angeboten, Bootsfahrten auf dem Rio Paraguay mit anschliessendem Floaten im Fluss. Das hat uns nicht sehr angemacht, dort wo die Schwimmer wieder an Land gingen, wurde geangelt und zwar nach Piranhas!. Wie auch immer, wir wollten eigentlich von Corumba aus mit einem Schiff 4 Tage lang den Rio Paraguay bis nach Porto Joffre hochschippern. Der Toyo wäre auf ein Ponton geladen worden und wir wären den Rio Paraguay hochgeschoben worden. Leider war der Kahn noch unterwegs und wir hätten 8 Tage warten müssen. Das war uns dann doch zu lang, zumal die Temperaturen von über 40 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit nahezu unerträglich waren. Dazu kamen die zahlreichen bissigen Plagegeister, die es vor allem auf mein köstliches Blut abgesehen haben. So entschlossen wir uns, Brasilien zu verlassen und uns nach Bolivien zu bewegen. Wie es uns da ergangen ist und wie wir mit der Dieselknappheit Boliviens umgegangen sind erfahrt ihr dann im nächsten Blog. Bis dahin, stay tuned.

 
 
 

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Gast
27. Nov.
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Stine
24. Nov.
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Märsu
24. Nov.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Kuul verfasster Bericht (wie gäng)

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