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Von Mücken und Elefanten



Nach den entspannenden Tagen bei unseren Freunden in Southbroom verliessen wir Greater Durban in Richtung Wild Coast, wir steuerten das kleine Küstenstädchen Coffee Bay an. Der Name erhielt das Dorf, weil um 1860 ein mit Kaffebohnen beladener Frachter in dieser Bucht auf Grund lief. Die Kaffebohnen wurden an Land gespült und begannen zu keimen. Die Wild Coast ist touristisch nahezu unerschlossen und bietet (gottseidank) deswegen auch keine nennenswerte Infrastruktur. Die Landschaft ist grossartig, wir fanden einen Stellplatz auf einem rudimentär eingerichteten Camping Platz direkt am Strand. Baden war durch den hohen Wellengang und die steinige Küste nicht möglich. Neben der grossartigen Landschaft machten wir am Abend dann Bekanntschaft mit gefühlten 1 Mio. Moskitos, die alle unser europäisches First Class Blut kosten wollten. Die Seitz Fenster mit Mückenschutz Rollo versagten komplett ihren Dienst und so fand die ganze Nacht ein fröhliches Schlachtfest statt. Am nächsten Morgen besuchten wir das Naturwunder Hole in the Wall, welches sich nur einige Kilometer von der Coffee Bay entfernt befand. Mit einem sogenannten Guide, der aus dem Nichts auftauchte, machten wir eine Wanderung zu der Sehenswürdigkeit, einem Riesen Felsen im Meer, der in der Mitte ein Loch hat. Ausser einigen Fischer war niemend zugegen und so konnten wir das eindrückliche Naturspektakel fast alleine geniessen. Zurück beim Toyo waren der ursprünglich geforderte Obulus des Guides schnell halbiert und wir machten uns auf den 60km langen Weg über eine mit Potholes übersäten Rumpelpiste zurück auf die Hauptstrasse.



Über Yellow Sands und Port Alfred erreichten wir nach 3 Tagen den Addo Elephant National Park, wo wir im Hauptcamp noch einen Stellplatz für 2 Nächte ergattern konnten. Der Park soll, wie der Name schon sagt, eine sehr grosse Population an Elefanten haben, jedoch sollen auch Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden zu finden sein. Wir machten einige Pirschfahrten mit unserem Toyo, Elefanten und andere Tiere wie Oryx, Eland und Wasserböcke haben wir viele gesehen, die Sichtung der Raubkatzen blieb uns allerdings versagt.

Wenn wir eine Pirschfahrt mit dem Ranger gemacht hätten, wer weiss. Aber uns hat es ehrlich gesagt etwas gestunken, mit 10 anderen Passagieren eine 2 Std. Fahrt zu machen, zumal das Fahrzeug ein Landrover gewesen ist. Für alle Nichtinsider, ein Toyota Fahrer setzt seinen allerwertesten nur unter Androhung von Gewalt in ein Geländefahrzeug britischer Herkunft. Obwohl der Addo NP neben dem Krüger NP und des Transfrontier NP der Drittgrösste Park in Südafrika ist, waren wir etwas enttäuscht und würden den Park vermutlich nicht mehr besuchen. Etwas positives gibts trotzdem zu vermelden, die Seitz Fenster haben diesmal sehr gut funktioniert, wir hatten während der Nacht praktisch keine Elefanten in der Kabine und konnten sehr gut schlafen. Das nächste Ziel war der Sundays River, der uns von Freunden empfohlen wurde. Eine langsame Fahrt über Pisten bei heftigem Regen und Gewittern führte uns dann ans südliche Ende des Parks. Einen super schönen und einsamen Stellplatz fanden wir am River Mouth, wo sich der Sundays River ins Meer ergiesst. Hohe Sanddünen, wo viel Sandboarding betrieben wird, stellten eine eindrückliche Kulisse dar.

Nun war wieder einmal Retablieren angesagt, Lebensmittel einkaufen, Biervorräte ergänzen, Wäsche Waschen, Toyo vom Schlamm befreien etc. bescherten uns 2 Tage Aufenthalt in Port Elizabeth. Etwas unterhalb der Stadt fanden wir einen schönen Camping, der über die nötige Infrastruktur verfügte. Wir erhielten sehr nette Nachbarn, Karin und Hansjürgen aus Deutschland mit ihrem MAN Lkw. Die beiden sind seit einigen Jahren mir Unterbrüchen in Südamerika und Afrika unterwegs und verschiffen ihr Fahrzeug nun von Afrika zurück nach Europa. Wir verbrachten einige schöne, lustige und interessante Stunden mit den Beiden und hoffen, dass sie gut nach Deutschland zurückgekehrt sind.



Unser nächstes Ziel war die Baviaanskloov, eine Offroad Abenteuerstrecke die oberhalb der Gardenroute verläuft. Sie ist ca. 200km lang und überquert mehrere Pässe. Diverse Flüsse sind zu durchqueren, die aber nicht viel Wasser führten und einfach zu durchqueren waren. Anders präsentierte sich der erste Pass, der sich seit den letzen Unwettern in einem miserablen Zustand befindet. Mit Allrad und Untersetzung meisterten wir dies aber problemlos und erreichten unser Tagesziel am späteren Nachmittag. Das Roihoeek Bushcamp war idyllisch an einem kleinen See gelegen. Die letzten 3km zu dem Camp setzten aufgrund des dichten Bewuchses mit Akazien doch wieder diverse Kratzer an der Kabine ab. Das Camp verfügt bis auf eine Long Drop Toilette (zu deutsch Plumpsklo) über keinerlei Infrastruktur und ist auch nicht eingezäunt. Man ist hier wirklich auf sich alleine gestellt und da wir mutterseelen alleine hier waren, machte sich schnell Buschfeeling breit. Feuer machen, einen Sundowner geniessen und dann zwei grosse Steaks auf den Grill, was will man noch mehr? Die Paviane, nach denen das Tal benannt ist, bekamen wir am Abend nicht zu Gesicht aber zu hören waren sie neben anderen undefinierbaren Geräuschen durchaus. Am nächsten Morgen früh brachen wir auf um die restliche Strecke zu bewältigen. Die Piste war in akzeptablen Zustand und relativ einfach zu befahren. Dies bot die Gelegenheit, Ursi auch mal in die hohe Schule des Offroadfahrens einzuweisen, Wasserdurchfahrten, Fahren in der Untersetzung, Freilaufnaben ein- und ausschalten, Wellblech fahren usw.hat sie gut gemeistert. Aber nicht nur im Offroad fahren, auch als Schildkrötenwegräumer hat sie sich bestens bewährt. Alles in allem ist die Baavianskloof ein wunderschöner und unberührter Flecken Natur, ein Besuch ist absolut empfehlenswert.

Nach der Baviaanskloof stand bereits das nächste Highlight auf dem Programm, der Swartbergpass, laut Reiseführer der schönste Pass Südafrikas. Die Anfahrt erfolgte über die Meiringspoort Schlucht, eine gut ausgebaute Teerstrasse, die sich durch eine atemberaubende Schlucht führt. Die 27 km lange Schotterstrasse des Swartbergpasses windet sich durch eine enge Schlucht und in zahllosen Serpentinen bis auf 1585 Meter. Der Pass wurde zwischen 1881 und 1886 von 200 Zwangsarbeitern gebaut, das Gefängniss, wo diese Arbeiter während der Nacht untergebracht wurden, ist noch zu sehen. Leider machte das Wetter nicht ganz mit, Nebel zog auf und von der schönen Aussicht war nichts zu sehen. Deshalb verzichteten wir auch auf den Abstecher in "The Hell" oder die Gamkaskloof. Der 50km lange Abstecher ist sehr schlecht ausgebaut und nur mit Allrad zu bewältigen, angesichts der herrschenden Wetterumstände und der angekündigten Regenfälle mussten wir leider auf dieses Abenteuer verzichten.



Weiter ging es auf der legendären Route 62 (ähnlich der US Route 66) die vor dem Bau der N2 Port Elizabeth mit Kapstadt verband. An der Route 62 liegt auch ein skuriler Laden, genannt Ronnies Sex Shop. Ronnie wollte eigentlich einen Laden aufmachen um seine Farmprodukte zu verkaufen und nannte ihn Ronnies Shop. Eines Nachts malten seine Kollegen noch das Wörtcchen Sex an die Wand und fortan lief der Laden wie geschmiert und der Name blieb so stehen. Nach einigen Drinks und Small Talk mit Ronnie erreichten wir das De Hoop Nature Reserve an der Küste, eine wunderschöne Landschaft mit weissen Sanddünen soweit das Auge reicht. Nach zwei enstpannenden Tagen mit Strandwanderungen, zum Baden wars leider etwas zu kühl, besuchten wir das Cape Agulhas, der (wirklich) südlichste Punkt Afrikas. Das Kaff ist nichts besonderes, aber wenn man schon mal in der Gegend ist....



Mittlerweile sind wir in Franschhoek angekommen, ein sehr touristisches Dorf oder Städtchen mit zahlreichen Weingütern und excellenten Restaurants. Wir gönnten dem Toyo mal Pause und quartierten uns für 2 Nächte in dem schönen Boutique Hotel La Fontaine ein. Wieder einmal auf einem Bett mit 2 x 2 Meter zu Schlafen war herrlich. Natürlich mussten wir einige Weingüter besuchen. Es gibt das hop on, hop off Winetram, das durch das Tal verschieden Weingüter anfährt. Eine Touristenfalle sondergleichen, bis auf das Weingut von Richard Branson, dem Mont Rochelle, waren die Weine eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Es war eine Massenabfertigung aber was soll‘s, auch solche Erfahrungen müssen gemacht werden. Nach dem Besuch von 4 Weingütern und den jeweligen Degustationen war unser Bedarf an Weinkultur und Alkohol gedeckt und wir genossen anschliessend ein hervorragendes Nachtessen in einem der besten Restaurants im Städtchen. Wir werden später in Paarl und Stellenbosch noch einige Weingüter besuchen, werden uns diese aber selber aussuchen. Das wars wieder mal von uns, weiter geht es dann an der Westküste in Richtung Namibia. Bleibt alle gesund und bis bald.




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