Nach endloser Fahrerei durch die Pampa erreichten wir schlussendlich die Peninsula Valdez. Der Nationalpark ist gebührenpflichtig, der Eintritt kostete 30.- CHF pro Person, wenn man übernachtet kann man einige Tage gratis bleiben. Wild campen ist auf der ganzen Halbinsel verboten, so blieb uns nichts anderes übrig, als den einzigen Campingplatz anzusteuern. Hier trafen wir auf eine Reisegruppe von Seabridge, ca. 10 Camper vorwiegend aus D und CH reisen mit unterschiedlichen Fahrzeugen 200 Tage in Südamerika von Ushuaia bis hoch nach Mexiko. Am nächsten Tag machten wir uns bei leichtem Nieselregen zeitig auf den Weg um die Halbinsel zu erkunden und möglichst viele Tiere zu sehen. Natürlich am liebsten Wale und Orcas. Die Distanzen im Park sind gross, vom Camping bis zum nördlichsten Punkt Sind es knappe 90km auf teilweise guten, teilweise auch lästigen Wellblech Pisten. Wir waren die einzigen unterwegs, haben bis auf Wale und Orcas u. anderem Pinguine, Seeelefanten, Selöwen und Guanacos gesehen. Ach ja, auch einige Hasen hoppelten vor unserem Toyo her. Als wir wieder ins Dorf zurückkamen, klarte das Wetter schnell auf, der Wind liess nach und so entschlossen wir uns, bei einem der zahlreichen Anbieter noch eine Bootstour zu den Walen zu machen. Mit nur 6 Personen machten wir uns auf den Weg bzw. aufs Meer. In die riesigenBucht kommen die Wale um die Jungen zu gebären, wir sahen einige der Jungtiere wie auch Muttertiere ziemlich nahe. Schon beeindruckend, diese Giganten der Weltmeere so nahe zu sehen. Ausgewachsene Tiere werden bis zu 50 Tonnen schwer und erreichen eine Länge von 15 Meter. Im Gegensatz zu der Whalewatching Tour in Südafrika war die 1 1/2 Stündige Tour sehr ruhig und niemand wurde seekrank.
Wir hatten nun etwas genug von der Pampa und beschlossen, die Atlantikküste zu verlassen und uns durch das Chubuttal in Richtung Anden zu bewegen. Der Entscheid war absolut richtig, bei wunderbarem Wetter ging’s zuerst auf Asphalt entlang der N25, bis wir dann auf die RP 12 abbogen und auf mal guter und mal weniger guten Gravelroad dem Rio Chubut folgten. Die Landschaft war sehr eindrücklich, fast wie im Monument Valley , eindrückliche Felsengebilde säumten den Weg. Nach 250 km einsamer Fahrt, es begegneten uns den ganzen Tag lediglich 3 Fahrzeuge suchten wir uns ein Camp und wurden direkt am Chubut River fündig. Das Wasser war ziemlich klar und so entschloss ich mich, die Angelrute auszupacken und mein Glück zu versuchen. Für die Fliegenrute war’s viel zu windig, aber mit dem Blinker bissen einige Regenbogenforellen, leider etwas klein und nicht würdig, in der Pfanne zu landen. Der Wind blies fast die ganze Nacht ziemlich heftig, am Morgen früh fing es an zu Regnen und wir verliessen unser Camp. Nach weiteren 120km Piste erreichten wir wieder eine Teerstrasse nach Esquel. Hier konnte ich eine Fischlizenz für ein ganzes Jahr erwerben, die für ganz Patagonien mit Ausnahme von Privatgewässer gültig ist. Somit kann ich nun ohne schlechtes Gewissen Fischen, obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Kontrolle in den abgelegenen Gebieten doch eher unwahrscheinlich ist. Am Rio Grande übernachteten wir direkt am Fluss in einem einfachen aber sehr netten Camp. Das Fischen am Rio Grande ergab bis auf 3 mittelmäßige Regenbogenforellen nichts großartiges, wie immer war der Wind ein ständiger Begleiter und erschwerte die Fischerei erheblich. Am nächsten Tag ging es wieder weiter, unser Tagesziel, den Lago General Vintter erreichten wir nach einer staubigen Pistenfahrt. Die Landschaft veränderte sich, die Kordillieren bzw. die Anden zeigten sich nun mit den schneebedeckten Gipfeln. Am Lago angekommen fanden wir ein schönes Camp, nicht direkt am See sondern etwas zurückgelegen, was ein Vorteil war denn der Wind blies wieder mit Orkanstärke, an unserem Platz zwischen den Bäumen war etwas windgeschützt.
An ein Fischen war nicht zu denken und so verbrachten wir den restlichen Tag in und um den Toyo.
Das Wetter verschlechtere sich zusehend und von Nieselregen begleitet erreichten wir nach langer Fahrt auf der legendären Route 40, die mit 5301 km eine längsten Fernstraße der Welt, den Lago Buenos Aires. Der Lago Buenos Aires oder Lago General Carrera wir er auf der Chilenischen Seite heißt, ist mit 1850 qkm Fläche neben dem Titicacasee in Peru und Bolivien der zweitgrösste See in Südamerika. Wir quartierten uns in Los Antiguos, einem Ferienort direkt am See ein, die Grenze zu Chile ist nur wenige Meter entfernt. Das schlechte Wetter blieb hartnäckig, es begann zu schütten, der Regen hielt die ganze Nacht an und trommelte heftig auf das Kabinendach des Toyo. Nach em Räge schiint d`Sunne, am nächsten Morgen erwartete uns strahlender Sonnenschein, ein wunderschönes Panorama mit See und verschneiten Berggipfeln begüsste uns. So beschlossen wir, noch einen Tag anzuhängen und das schöne Wetter und die herrliche Gegend noch etwas zu geniessen. Um der Langeweile der Routa 40 zu entkommen, wählten wir eine alternative Route entlang der Chilenischen Grenze auf dem Weg nach Süden. Die ca. 200 km Offroad Piste führte uns durch spektakuläre Landschaften bis auf 1200 Meter, wo sogar noch etwas Schnee lag. Unterwegs machten wir noch einen kurzen Halt bei einer der in Argentinien zahlreichen Gauchito Gil (der Robin Hood Argentiniens und inoffizieller Heiliger) Altare, die sich jeweils am Strassenrand befinden, um eine kleine Opfergabe zu machen, in meinem Falle eine Malboro light Zigarette die nun hoffentlich für eine unfallfreie Fahrt in Argentinien bürgt. Eine Herde Guanakos kreuzte unseren Weg, ansonsten blieb es relativ einsam, lediglich einem Fahrzeug sind wir den ganzen Tag lang begegnet.
Um unser nächstes Ziel zu erreichen, mussten wir uns wieder auf die Ruta 40 begeben, die sich allerdings teilweise über längere Abschnitte als breite Schotterpiste präsentierte, begeben und nach weiteren 300km erreichten wir El Chalten, das Wanderparadies im nördlichen Teil des Nationalparks Los Glacieres mit dem markanten und beeindruckenden Torre Fitz Roy. Das Dorf wurde erst 1985 gegründet, ist die jüngste Ortschaft Argentiniens und lebt zu 90% vom Tourismus. Eine ruppige, 37km lange Fahrt entlang glasklarer Flüsse und urtümliche Wälder brachte uns zum Lago Desierto, der die Grenze zu Chile markiert. Nach einer Wanderung entlang des Sees machten wir uns auf die Rückfahrt, unterwegs legten wir einen Stopp an einem schönen Flusslauf ein und ich holte die Fliegenrute hervor, bis auf 2 kleinere Forellen war aber nicht viel los. Dafür präsentierte Sicht das Fitz Roy Massiv fast wolkenlos, der stets präsente Wind schlief ein und wir erlebten einen warmen, wolkenlosen Abend in El Chalten, verbunden mit einem hervorragenden Nachtessen im Estepa, einem der besten Restaurants des Dorfes. Nach 4 Tagen in El Chalten, die wir mit schönen Wanderungen und etwas Fischen verbracht haben zog es uns nach El Calafate, das Touristikzentrum im südlichen Teil des Nationalparkes. Das Städtchen mit ca. 30´000 Einwohner liegt direkt am Lago Argentina und die meisten Bewohner Leben direkt oder indirekt vom Tourismus. Zahlreiche Touristikunternehmen und Sportgeschäfte säumen die Avenida de Libertator, die Preise für Outdoor Artikel liegen teils massiv über den Preisen, die wir zuhause bezahlen müssten. Überhaupt, Argentinien ist ein teures Reiseland geworden, mit Ausnahme von Diesel, Wein und Fleisch liegen die Preise durchaus auf Schweizer Niveau oder gar darüber. Wir fragen uns, wie die Argentinier hier zurechtkommen, liegt doch das durchschnittliche Einkommen bei lediglich 480.- US$ pro Monat!
Die Attraktionen in diesen Teil des Nationalparks sind die zahlreichen Gletscher, der wohl berühmteste davon ist der Perito Moreno, der mit seinen eindrücklichen, bis zu 70 Meter hohen Eiswänden direkt in den Lago Argentino mündet. Dieser See ist der grösste See in Argentinien, hat eine Fläche von über 1400 Quadratkilometer und ist etwas 3x so gross wie der Bodensee. Wir buchten eine Tagestour bei einem der zahlreichen Anbieter und kreuzten 8 Stunden auf dem See herum und besichtigen die zahlreichen Gletscher vom Boot aus. Die Tour hatte fast den Charakter einer Antarktis Kreuzfahrt, viele Eisberge kreuzten unseren Weg. Es war eine wunderschöne und unvergessliche Tour, zumal wir das VIP Gourmetpacket gebucht hatten und kulinarisch aufs feinste verwöhnt wurden. Ein unvergesslicher Tag, allen die sich mal nach Patagonien verirren, sei diese Tour wärmstens empfohlen.
Nach weiteren internen Diskussionen haben wir nun den geplanten Besuch von Ushuaia definitiv fallen lassen. Anstelle der langweiligen Fahrt über weitere 1200km zu dem Dorf und das ganze wieder zurück werden wir uns über den Paso Roballo nach Chile verschieben und über die Carretera Austral weiter nordwärts Reisen. Die Carretera Austral führt über 1300km von Villa O‘Higgins nach Puerto Mont und führt durch wunderschöne Landschaften. Mehr davon dann im nächsten Bericht. Bis dahin wünschen wir allen schöne Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
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