Über die Anden in die Atacama Wüste und zurück nach Uruguay
- ubachofner
- 17. März
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. März
Über den Paso Libertador, dem wichtigsten Grenzübergang zwischen Chile und Argentinien fuhren wir bis zum Scheiteltunnel auf 3000 Meter. Der Verkehr ist enorm, neben den zahlreichen Lastwagen, die sich die zahlreichen Kehren hochquälen sind auch viele Argentinier unterwegs, die in Chile einkaufen da das Preisniveau seit dem Amtsantritt von Milei stark angestiegen ist. Von dort zweigt eine steile und steinige Piste auf den Paso de la Cumbre und Paso de Uspallata ab. Wir liessen es uns nicht nehmen, diese Piste zu fahren um zu schauen, wie Mensch und Maschine eine Höhe von knapp 4000 Meter bewältigen können. Die Aussicht von der Passhöhe, wo sich auch die Christusstatue Cristo de los Andes befindet, war gewaltig. Überhaupt, die karge Landschaft mit Felsen in allen Farben war gewaltig. Der Toyo meisterte die herausfordernde Piste problemlos, allerdings russte die Maschine aufgrund des geringeren Sauerstoffanteil etwas, aber der befürchtete Leistungsverlust blieb aus. Runter von dem Pass traffen wir bald wieder auf die asphaltierte Hauptstrasse und die Grenze nach Argentinien passierten wir nach etwas mehr als einer Stunde problemlos. Die befürchtete Lebensmittel Kontrolle blieb aus, nach einem kurzen Blick in die Kabine liessen uns die Zöllner passieren. Die zweitgrösste Stadt Argentiniens, Mendoza, erreichten wir nach einigen Stunden abwechslungsreicher Fahrt. Unser Ziel war die Bodega Oyo de Agua, das Weingut von Dieter Meier. Hier genossen wir ein sehr gutes 5 gängiges Menü, gepaart mit Weinen aus vom Weingut. Wir durften gleich auf dem Gelände übernachten, an ein Weiterfahren nach dem üppigen Alkoholgenuss war ohnehin nicht mehr zu denken.
Es wurde heiss, sehr heiss. Auf dem Weg nach Norden auf der Routa 40 haben wir eine Temperatur von 42 Grad gemessen, auch Nachts blieb es mit über 30 Grad immer noch fast unerträglich warm. Also beschlossen wir, uns wieder nach Chile an die Pazifikküste zu begeben, wo es laut Wetterberichten temperaturmässig etwas angenehmer sein soll. Dazu mussten aber wieder die Anden überquert werden, diesmal über den Paso Agua Negra, der mit über 4800 Meter einer der höchsten Andenübergänge zwischen Argentinien und Chile ist. Zusammen mit Marisa und Roli wollte wir das Abenteuer wagen und schauen, ob unsere Landcruiser diese Höhe schaffen. Die Strasse war von Las Flores aus sehr gut, asphaltiert und ohne Schlaglöcher. Beim geplanten Tunnelportal endete der Asphalt und die Strasse ging in eine Piste über, die sich in zahlreichen Kehren, vorbei an Büsserschneefelder der Passhöhe entgegen wand. Beim Toyo machte sich doch ein Leistungsverlust bemerkbar, er qualmte gewaltig, sobald man etwas zuviel Gas gab und der Diesel nicht mehr richtig verbrannt werden konnte. Es war schlicht zuwenig Sauerstoff vorhanden, dies merkten wir auch bei einem kurzen Spaziergang auf der Passhöhe. Aber alles in allem haben wir und der Toyo diese neue Rekordhöhe einwandfrei gemeistert. Beim argentinischen Zoll in Las Flores wurden wir gefragt, ob wir am selben Tag die Chilenische Grenze überqueren werden oder ob wir eine Nacht im Niemandsland verbringen werden. Dies wird dem chilenischen Zoll mitgeteilt, anscheinend würde sonst eine Suchaktion beginnen. Wie auch immer, die Fahrt herunter vom Pass war ein Erlebniss der besonderen Art. Eine eindrucksvolle Kulisse von Bergen und Farben, es war unglaublich schön. Einen Übernachtungsplatz fanden wir nicht weit von der Strasse und verbrachten mit Roli und Marisa eine wundervolle, ruhige (ab 16.00 Uhr wird niemand mehr über den Pass gelassen) und kühle Nacht auf 2800 Meter.
Natürlich waren wir am Morgen die Ersten am chilenischen Zoll, das übliche Prozedere war schnell erledigt, lediglich etwas an Früchten und Gemüse wurde konfisziert . Durch das Equital ging es weiter, hier werden wieder Reben angepflanzt, die zur Herstellung vom Pisco Schnaps verwendet werden. In Vicūna machten wir einen kurzen Stopp und füllten die Vorräte wieder auf, zufällig gerieten wir mitten in eine Kinderfest auf der Piazza und
Verbrachten noch etwas Zeit um dem bunten Treiben zuzuschauen.
Über La Serena fuhren wir der Küste entlang bis nach Freirina, ein schönes Camp am Meer lud zum bleiben ein. Der Humboldstrom transportiert kaltes und nährstoffreiches Wasser aus der Antarktis entlang der Westküste Südamerikas, so dass Wale ganzjährig genügend Nahrung finden. Somit war eine weiter Walbeobachtungstour mit einem Motorboot angesagt, die uns 3 Stunden rund um die Isla Chañaral brachte. Finnwale, Seelöwen, Delphine und zahlreiche Vogelarten konnten wir während der Tour beobachten. Weiter ging’s dann in die Atacama, die trockenste Wüste der Welt. Wir wählten die Ruta 10, die immer schön der Küste entlang führte.
Der angesagte Ort an der Küste war Bahja Inglesa, ein Ferienort der in der Hochsaison von Dezember bis März ziemlich überlaufen ist. Schöne Strände, zahlreiche Restaurants und Souveniershops säumen die Strasse. Ein gutes Mittagessen gönnten wir uns im El Coral, laut Reiseführer das beste Restaurant in Town. Was uns leider auf dem Weg nach Bahja Inglesa aufgefallen ist, die Chilenen haben speziell in der Atacama ein riesiges Müllproblem.
Wir fuhren abseits der Hauproute auf einem schmalen Track und was wir dort gesehen hatten, war schlicht schockierend. Der Müll wird einfach irgendwo in die Wüste gekippt, der stetige Wind verteilt das Ganze dann über grosse Flächen. Klar, abseits der Städte ist die Entsorgung nicht einfach, aber so geht’s ja nun auch nicht. Ein Ölwechsel war auch wieder mal fällig, dies konnten wir bei einem Lubricentro erledigen, die Jungs hatten sogar Ölfilter für den Toyo auf Lager und mit 120.- Franken war der kleine Service auch noch ausgesprochen günstig. Auf dem Weg nach Antofagasta übernachteten wir an einem schönen Strand, der mit einzigartigen Felsformationen aufwartete, die Felsen waren mit einem Leopardenmuster versehen.
Immer weiter nördlich der Küste entlang ging es über schöne Strecken durch Nationalparks, herrliche Wildcamps direkt am Strand liessen fast etwas Karibikfeeling aufkommen. Der NP Pan de Azugar beeindruckte uns durch seine Streckenführung durch die Küstenkordillieren. Leider ist das Wetter an dieser Küste jeweils am Morgen nicht so gut, Hochnebel der sich jeweils erst nach dem Mittag auflöst, bestimmt das tägliche Wetter hier. Dies änderte sich, als wir dann von der Küste ins Landesinnere abbogen, wir wollte ein Observatorium besuchen, nämlich das europäische Paranal Observatory. Leider ist das Observatorium nur am Sonntag zugänglich, der nette Security Mann erlaubte uns trotzdem einige Schritte ins Gelände, so dass wir wenigstens einige Fotos der gewaltigen Installation machen konnten. An der Chifuncho Beach fanden wir einen wunderschönen Stellplatz direkt an der Beach, soll laut unserem Reiseführer der schönste Strand Chiles sein, die Bilder sprechen für sich. Weiter ging die Reise nach San Pedro de Atacama, einem Touristen Hotspot sondergleichen. Die Route dahin führte durch die Wüste, vorbei an zahlreichen riesigen Kupferminen mit Kilometer langen Abraumhalden. Der Andenstaat ist der weltweit grösste Kupfer- und Lithium Produzent, im Jahre 2024 wurden rund 5,3 Millionen Tonnen Kupfer gefördert! Die Fahrt führte vorbei an tristen und staubigen Orten mit riesigen Fabriken und Firmen für Bergbauanlagen. Schließlich erreichten wir San Pedro de Atacama und quartierten uns zusammen mit Marisa und Roli auf einem Camping für 3 Tage ein. Es gab schließlich viel zu erkunden, Lagunen mit Flamingos, heisse Quellen, das Valle de la Luna und das Valle de los Muertes um nur einige zu nennen. Das Dörfchen entpuppte sich als touristischen Hotspot, die staubigen Strässchen im Zentrum waren gesäumt von dutzenden Anbieter von Touren. Das Valle de la Luna war sehr schön, wir unternahmen einige Wanderungen zu den zahlreichen Miradors, so werden die Aussichtspunkte im spanischen genannt. Natürlich ist das nicht kostenlos, überall muss ein Obulus entrichtet werden, für Ausländer natürlich meistens das doppelte was Einheimische bezahlen. Bei einigen Sehenswürdigkeiten kamen wir jedoch aufgrund unseres fortgeschrittenen Alters in den Genuss des Jubilados Rabattes, Leute über 60 erhalten einen ermässigten Preis. Genervt hat mich nur, das niemand nach einem Ausweis gefragt hat. Es hatte in dem Teil der Atacama vor einigen Tagen erhebliche Regenfälle gegeben, einige der Attraktionen waren gesperrt, da die Strassen zum Teil überflutet wurden.
Mit San Pedro de Atacama hatten wir unser nördlichstes Ziel der Reise erreicht, langsam mussten wir uns wieder in Richtung Uruguay bewegen, wo wir das Auto einstellen werden und für den Sommer wieder nach Hause fliegen werden. Wir haben die riesigen Distanzen etwas unterschätzt und werden den Besuch von Bolivien und Peru auf die nächste Reise verschieben, zumal es in Bolivien momentan schwierig ist, Diesel oder Benzin zu erhalten. Um wieder nach Argentinien zu gelangen, war eine weitere Andenüberquerung nötig, diesmal ging’s über den Paso de Jama. Die Strasse ist gut ausgebaut und komplett asphaltiert und führt durch wunderschöne Landschaft von San Pedro de Atacama nach Purmamarce in Argentinien und ist mit 420km relativ lang. Die Strecke verläuft lange Zeit auf über 4000 Meter, unterwegs erreichten wir die maximale Höhe von 4863 Meter, was neuer Höhenrekord für Mensch und Maschine bedeutete. Die Zollprozedur war innerhalb einer knappen Stunde erledigt, allerdings war es zu spät um noch nach Purmamarce zu fahren und so übernachteten wir auf über 4000 Meter an einer ausgetrockneten Lagune. Die Nacht war mühsam, aufgrund der Höhe machten sich leichte Kopfschmerzen bemerkbar. Irgendwie überlebten wir die Nacht und erreichten am nächsten Tag dann via die Salinas Grandes, einem riesigen Salzsee, Purmamarca, einem malerischen Ort am Rande der Puna und Eingang zur Quebrada de Humahuaca, einem äusserst fruchtbaren Tal. Hier befindet sich auch der Cerro de los Siete Colores, dem Berg der sieben Farben. Die eindrucksvollen von der Natur geformten Skulpturen bieten ein unglaubliches farbiges Spektakel an dem wir uns kaum sattsehen konnten. Auch das typische kolonialistisch geprägte Städtchen gefiel uns so gut, das wir uns gleich für 2 Nächte dort niedergelassen haben. Auf dem Campingplatz hatte es auch weitere Reisende, Sabine und Flo aus Erding mit ihrem MAN Truck und Walter und Brigitte, die mit einem Hymer Wohnmobil Südamerika erkunden. Ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt in der Quebrada de Humahuaca war der Hornocal, der Berg der 14 Farben. Eine unglaubliche Farbenvielvalt die speziell in der Nachmittagssonne zur Geltung kommen. Die Anfahrt führte uns wieder auf über 4200 Meter, am Parkplatz gabs einige Verkaufsstände mit Souveniers, unter anderem wurden auch Cocablätter verkauft, die gegen die Höhenkrankheit helfen sollen. Natürlich haben wir uns ein Säckchen davon gekauft, eine Probe steht jedoch noch aus. Nach diesen wunderschönen Tagen im Hochland Argentiniens, immer zwischen 3000 und 4000 Meter unterwegs, ging es nun runter in die Provinzhauptstadt Salta auf erträglichere 1100 Meter. Sie ist bekannt für ihre spanische Kolonialarchitektur und andine Tradition bekannt. Auf dem einzigen Campingplatz der Stadt blieben wir für 2 Nächte, mit drei weiteren Schweizerpaaren verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Der Campingplatz hat übrigens den grössten Pool den wir bisher gesehen haben.
Es ist schon Ende Februar, langsam müssen wir uns auf den Rückweg nach Urugay machen, wir wollen gegen Ende März zurück in die Schweiz fliegen. Es steht uns noch eine lange hoffentlich nicht zu langweilige Fahrt von über 1600km bevor, die uns durch die Provinz Entre Rios zurück nach Uruguay führen wird.
Wir haben uns entschieden, mehr oder weniger auf dem kürzesten Weg zurückzukehren nach Uruguay zu fahren und die Länder Paraguay und Bolivien bei der nächsten Reise zu besuchen. Immer dem Rio Parana entlang ging es Richtung Corrientes, die Temperaturen stiegen hoch bis 40 Grad, auch in der Nacht kühlte es nur unwesentlich ab. Aufgrund der Nähe zum Rio Paranà und Rio Uruguay war auch die Luftfeuchtigkeit entsprechend hoch, ohne Klimaanlage im Toyo wäre es fast unerträglich geworden. Also hiess es Augen zu und durch, nach 3 Tagen Fahrerei erreichten wir schliesslich wieder den Grenzübergang Fray Bentos, wo wir schon im November von Uruguay nach Argentinien eingereist sind. Das Prozedere verlief rasch und unkompliziert, wir haben nun für das Fahrzeug eine Aufenthaltsgenehmigung von 12 Monaten. Wir quartierten uns wieder bei Ruedi und Su Althaus ein, hier mussten wir den Toyo auf Vordermann bringen. Hier ist immer etwas los, viele Overlander nutzen den bestens ausgestatteten Camping mit Pool und allen anderen Annehmlichkeiten. Nicht zuletzt auch die hervorragende Küche von Su, die uns manche kulinarische Köstlichkeiten zum Abendessen zubereitete. Glücklicherweise haben wir nun eine gedeckte Einstellmöglichkeit in Colonia gefunden, wo der Toyo sicher und geschützt für die nächsten paar Monate untergebracht werden kann. Bevor es dann dann am 12. März von Buenos Aires nach Zürich ging, erkundeten wir noch Buenos Aires. BA wird zu Recht auch als schönste Hauptstadt der Welt bezeichnet, interessante Museen, viele Parks und Denkmäler, lebendige und farbenfrohe Quartiere, La Bocca zum Beispiel ganz im Zeichen des Fussballs, Maradona und Messi Bilder und T-Shirts soweit das Auge reicht, oder Recoleta mit dem monumentalen Friedhof. Und natürlich Tango, der wird überall auf der Strasse getanzt. Kulinarisch haben wir uns nochmals einige der guten argentinischen Steaks gegönnt und dazu hervorragenden Wein genossen.
Das war nun der letzte Blog der 1. Südamerika Reise, wir werden nun einige Monate in der Heimat verbringen, bevor es dann wieder nach Uruguay geht und wir den zweiten Teil der Reise bis hoch nach Kolumbien in Angriff nehmen werden. Bis dahin, danke fürs Mitlesen und bis bald!
Wie gewohnt: Klasse Bilder und sehr interessanter Bericht - Bravo - Gruess Märsu